Historie

 

Die ersten 100 Jahre.....

100 Jahre Männergesangverein in Thülen - mit Stolz und Freude blicken die Sänger in diesem Jahr auf die wechselvolle Geschichte ihres Vereins zurück, die gekennzeichnet ist durch die Liebe zum Gesang und die Pflege der Geselligkeit in guten und in schwierigen Zeiten. Der damalige Pfarrer Schmidt war es, der am 11. März 1896 die Anregung gab, in Thülen einen Männergesangverein zu gründen. Er war der erste Präses und sang auch selbst mit. Unter der Leitung von Lehrer Willecke begann der Chor mit 35 Sängern seine Arbeit.Wenn wir einen Blick in die Gründungsurkunde werfen, die im Original erhalten ist, wird schnell deutlich, daß die Zeiten sich zwar geändert haben, daß aber auch heute ein Chor nur existieren kann, wenn er engagierte Mitglieder und Helfer hat:
- Mitglied kann jeder unbescholtene Bürger von Thülen werden, dessen Stimme und seitherige Führung die Aufnahme möglich macht.
- Jedes neue Mitglied hat ein einmaliges Eintrittsgeld von 0,50 Mark zu zahlen.
- Wer zur Übungsstunde über 30 Minuten zu spät kommt, zahlt 20 Pfennig Strafgeld. Gänzliches Ausbleiben zieht ein Strafgeld von 25 Pfennig nach sich.
- Die regelmäßigen Übungen finden jeden Sonntag statt. Dieselben sollen gewöhnlich 2 Stunden dauern.

Die Vereinsfahne wurde im Jahre 1900 von Pfarrer Schmidt feierlich geweiht. Sie ist bis heute im Besitz des Vereins. Neben dem Chorgesang war es von Anfang an auch das Theaterspiel, das Pfarrer Schmidt sehr am Herzen lag. Er selbst übernahm die Leitung der Theatergruppe, als in den Jahren bis 1905 eine Reihe von Stücken in Plattdeutsch zur Aufführung gelangte. Das Bedauern war groß, als er 1905 von Thülen Abschied nehmen mußte. Der Erste Weltkrieg unterbrach für einige Zeit die Arbeit des Männergesangvereins, dessen Leitung 1917 Lehrer Görge übernahm.

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Mit großem Eifer ging man an die Arbeit. In einem Protokoll heißt es: "Es wurde sodann beschlossen, die Gesangsstunden bis auf weiteres zweimal wöchentlich, und zwar jeden Donnerstag 8.00 Uhr und jeden Sonntagvormittag 12.30 Uhr abzuhalten." Auch das Theaterspiel wurde wieder aufgenommen. Lehrer Görge war nicht nur ein erfolgreicher Chorleiter, sondern auch ein guter Spielleiter, unter dessen Regie in den Jahren 1929 bis 1934 viele Theateraufführungen stattfanden. So gelangten 1929 „Robert und Bertram", eine Posse mit Gesang, 1930 das Lustspiel „Pension Tullius" und 1934 das Schauspiel „Rosa von Tannenburg" zur Aufführung. Am 12. Juni 1921 wurde in Thülen feierlich das 25jährige Bestehen des MGV "Cäcilia" begangen. Im Festgottesdienst sang der Chor eine lateinische Messe, darauf folgte ein Festkonzert. 

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Zu Gast waren Chöre aus Brilon, Freienohl, Scharfenberg und Bontkirchen. Die Damen des Vereins hatten eine Fahnenschleife gestiftet, die nun feierlich auf die Fahne geheftet wurde. Nach der Ehrung der Jubilare folgten die Liedvorträge der Gastvereine. Ein Tanzabend beschloss das Fest. 17 Jahre lang stand Lehrer Görge als Chorleiter und Regisseur beim Theaterspiel im Dienst des MGV "Cäcilia". Der Chor nahm an zahlreichen Sängerfesten in der Umgebung teil, gestaltete das dörfliche Leben mit und brachte fast in jedem Jahr ein Theaterstück (meist Lustspiele mit Gesang) zur Aufführung. Am 1. Oktober 1934 wurde Lehrer Görge als Rektor nach Brilon berufen. Sein Nachfolger wurde Lehrer Heinrich Feldmann, der die erfolgreiche Arbeit im MGV fortsetzte, bis der Zweite Weltkrieg eine Unterbrechung erzwang.

 Aber schon um die Jahreswende 1946/47 trafen sich sangesfreudige Männer in "Buxorts Stübchen". Unter der Leitung von Anton Schlüter und Heinrich Franz sangen sie alte Volkslieder, unter anderem das Abendlied: "Abend wird es wieder". Als nach und nach die Sänger aus der Kriegsgefangenschaft zurückkehrten, beschloß man in einer Versammlung am 4.1.1948, unter der Leitung von Lehrer Bange wieder regelmäßig zu proben.

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Auch das 50jährige Jubelfest, das 1946 nicht hatte stattfinden können, wurde am 29. August 1948 nachgeholt. Die Vereine aus Rösenbeck, Messinghausen, Beringhausen, Neheirn und Brilon nahmen am Festzug durch das Dorf teil. Am Kriegerdenkmal gedachten die Sänger der Kriegstoten und legten einen Kranz nieder. Nach dem Freundschaftssingen beschloß ein Ball das Fest. Im Jahre 1950 wurde Lehrer Bange, der in der schwierigen Nachkriegszeit mit großem Erfolg im Chor gearbeitet hatte, plötzlich versetzt. Doch sein Nachfolger, Lehrer Emil Reinelt, erklärte sich sofort bereit, die Leitung des Chores zu übernehmen.

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Als im Jahre 1951 der langjährige Präses und Förderer des Vereins, Pfarrer Dreesen, sein SOjähriges Priesterjubiläum feierte, wurde ein gemischter Chor gebildet, der die Lateinische Messe im Festhochamt sang. Besondere Verdienste um den MGV "Cäcilia" erwarb sich Josef Scharfenbaum, der 1923 dem Verein beitrat und 1952 den Vorsitz übernahm. Mit großem Eifer und Idealismus setzte er sich für sie Belange des Vereins ein. Das ging so weit, daß er in der alten Mädchenschule vor den Proben den Ofen heizte und sogar das Feuerholz von zu Hause mitbrachte. Es war ein schwerer Schicksalsschlag für den Verein, als er infolge eines tragischen Unfalls 1959 plötzlich verstarb.

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Lehrer Karl Silber aus Nehden übernahm 1954 das Amt des Chorleiters, bis er 1957 nach Welver bei Soest versetzt wurde. Sein Nachfolger wurde Rektor Adalbert Schmitz, der sich gern bereitfand, die Arbeit im Chor fortzuführen.
Auch in diesen Jahren war es nicht nur die chorische Arbeit, die den Verein belebte, sondern auch das Theaterspiel. In guter Erinnerung ist noch die Aufführung der Stücke "Wenn de Briume kümmet" und "Kein Auskommen mit dem Einkommen". Die Aufführungen wurden in Madfeld wiederholt und waren nicht nur ein Erfolg für die Spieler und den Verein, sondern auch für die Vereins-kasse. Im November 1966 übernahm Herr Heinrich Franz, erfahrener und langjähriger Chorleiter in Willingen und Brilon-Wald, die Leitung des Chores. Da aber die Belastung bald zu groß wurde, übertrug der Vorstand 1967 die Aufgabe Lehrer Hubertus Zurlo, der seitdem musikalisch die Geschicke des MGV bestimmt.

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Im Jahre 1969 verlor der MGV Thülen gleich zwei Freunde und Förderer des Vereins: Im Alter von 96 Jahren verstarb der Ehrenpräses, der Geistliche Rat Pfarrer Dreesen, ebenso Karl Buxort, Mitglied des Vereins seit 1904 und viele Jahre hindurch Schriftführer und Kassierer. Mit Liedern am Grabe nach der Verein Abschied von seine Freunden.
Sitzend: Geistlicher Rat Pfarrer Dreesen

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Im Jahre 1971 war der Chor auf 40 Sänger angewachsen, die am 1. und 2. Mai dieses Jahres stolz auf eine 75jährige Geschichte zurückblickten. Natürlich wurde dieses Ereignis in gebührendem Rahmen gefeiert.
Die Männerchöre aus Brilon-Wald. Usseln, Willingen, Neheim und Thülen gestalteten den Festkommers am 1. Mai in der Schützenhalle in Thülen. Am Sonntag, dem 2. Mai, wirkte der MGV „Cäcilia 1896" Thülen bei der Gestaltung des Festgottesdienstes in der Pfarrkirche mit. Nach dem Empfang der Gastvereine ging es in einem langen Festzug zum Ehrenmal zur Ehrung der Gefallenen. Beim Festkonzert sangen die Männerchöre aus Hoppecke, Messinghausen, Rösenbeck, Scharfenberg, Bruchhausen, Bontkirchen ebenso wie der Kirchenchor aus Alme und der Volkschor Warstein. Eine Festschrift dokumentierte die wechselvolle Geschichte des Vereins.

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25 Jahre aktive Sänger:
v.l. Franz Ludwig, Josef Witteler, Josef Kupitz, Egon Schlüter, Karl Stein

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40 Jahre aktive Sänger:
v.l. Josef Steffen, Johannes Martin

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Vorstand im Jubiläumsjahr 1971
v.l. Fritz Meyer, Heinrich Henke, Heinrich Schlömer, Hubertus Zurlo, Josef Gerold. Kaspar Gerold