Kirchspielort Thülen
836 |
Tiuhili (Thülen) erste Ortsbezeichnung: es ist offenbar eine Erwerbung des Klosters Corvey – d.h. die Dorfsiedlung hat Abgaben nach dort zu leisten. |
10. Jh. |
die Kapelle St. Dionysius zu Thülen geht auf Corvey zurück |
973 |
4. Juni - Otto II. bestätigt die Besitzungen und Privilegien des Erzbistums Magdeburg. Die Magdeburger Güter lagen in der Umgebung von Brilon, offensichtlich auch in der Region des Amtes Thülen (nach Seibertz UB 1, Nr.12). |
11. Jh. |
eine Münzstätte befindet sich in Horhusen (Niedermarsberg) |
1093 |
Corvey lässt Thülen eine Kirche bauen - deren Patron ist St. Dionysius |
12. Jh. |
Westfalen wird selbstständiges Herzogtum -Genossenschaftlicher Zusammenarbeit der Handwerker in Zünften |
1113
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Nehden wird mit dem Namen Nanni, Nena urkundlich erstmals erwähnt; den Zehnbesitz hat das Stift Corvey |
1146 |
bis 1183 lässt Corvey die Kirche neu einrichten |
1160 |
offensichtlich wird das Holzkirchlein in Thülen abgerissen und es entsteht am gleichen Platz ein fester Steinbau; der Turm soll etwa einhundert Jahre später neu errichtet worden sein |
1175 |
die Pfarrkirche St Dionysius wird zu Thülen urkundlich genannt; sie ist die älteste Kirche im Raum Brilon |
Der alte Kirchspielort Thülen ist möglicherweise schon im Ortsnamen Tiuhili der Corveyer Traditionen zu suchen und würde damit in die Gruppe der Erwerbungen des Weserklosters um 836 gehören. Dem Stift Corvey ist ferner die Gründung einer Kapelle des heiligen Dionysius im Urkirchspiel Haldinghausen zuzuschreiben, die sicherlich in das 9. Jahrhundert gehört (siehe auch Kirche). Auf Dauer freilich konnte das Stift Corvey den weit entfernten Besitz nicht halten, einheimische Adelsgeschlechter, darunter die Herren von Thülen, und des Klosters Bredelar weiteten ihren Dorfbesitz entscheidend aus. Die kirchliche Verwaltung übertrugen die Corveyer Äbte ihrem abhängigen Stift Marsberg 1393, das jedoch nach 1643 seine Rechte gegen die Almer Gerichtsherren, die Adelsfamilien von Meschede und von Wolmeringhausen, hart verteidigen musste. Beim Kampf um die Thülener Pfarrkirche 1717 zeichneten sich insbesondere die Thülener Frauen aus und schlugen einen Angriff des Briloner Richters und seiner Hilfstruppen ab. (hierzu die Kirchengeschichte)
Schließlich beerbten die mächtigen Herren von Meschede zu Alme im 16. Jahrhundert auch die Herren von Thülen und gliederten das Dorf mit Ausnahme der Pfarrkirche in ihre Gerichtsherrschaft ganz ein, wie zu schildern sein wird. Zuvor ist noch von der eigentlichen Dorfherrschaft zu berichten, die freilich niemals eine große Rolle gespielt hat.
Aus der Geschichte von Thülen sei jene Urkunde vom 3. Juli 1464 ausgezogen, in der Gotschalk von Tulen, Sohn der Greten von Tulen, vor eynewigh testament und seylengereyde (=Seelenstiftung) den erwerdigen und gantzen convent des stifftes to Breidelere und evev nakomelingen schenkte twe hoven landes mynes vaterlikenerves und eygenen gudes, welkere hove eyene gelegen is umb und by deme dorpe to tulen, und in cortiden gebuwed, befruchtiget und under sek hadde Herman Schulhete, und itzunt tor tyt tellet und bauet Hille Bluwels, wonhafftich to Tulen. Und darto have ek Gotschalk vorgecreven gegeven in und mit dusszem breve, geve den erwerdigen hern vorgecreven eyn huß und hoff myt aller tobehoringe des gantzen grundes, gelegen darselvest, up welken hoff stot der van Breydeler gut-up eyne sijt und Gerdes von Meschede up de anderen syden, und horet to derselven hove und sal deynen und renten ewichlich unßer leyven Frowen to Breideler to dem geluchte (=Kirchenbeleuchtung, Kerzen).
Und eyn ander hove landes gelegen is to Roßbecke und Renten und deynen sal dem gantzen closter to des closters moit und behoiff.
Zeugen waren Hencke der Westen und Peter (dictus Peter), beide wohnhaft in Alme (Almen), der Aussteller siegelt.
(Staatsarchiv Münster, Kloster Bredelar, Urk.)
Geistliche der Pfarrei Thülen |
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(mit freundlicher Genehmigung von Reinhold Witteler )